Wer gut schmiert, der gut fährt...
Ketteschmieren und -spannen find´ ich lästig. Mangels glorreicher Ideen der Techniker kommen Motorräder zumindest im Gelände an der Kette nicht vorbei und diese Wartungsarbeiten werden uns ewig begleiten. Nach jedem Waschgang die Schmiererei, um Verschleiß und Leichtgängigkeit im Griff zu haben und vor jeder längeren Ausfahrt und nach dem Radausbau Kettenspannung prüfen bzw. einstellen. Die Felge vom abgeschleuderten Kettenfett säubern, ist eine Kollateralerscheinung und wohl ebenfalls unvermeidbar.
Damit der Dreck nicht so kleben bleibt, bin ich bei der kleinen Alp dazu übergegangen, nach jedem Waschen nur noch Teflonspray zu benutzen. Versaut die Felge nicht so (Abschleudern), schmiert gut und die sonstigen Bestandteile im Spray verhindern, dass die Kette rostet. Die Kette an der Alp klappert tierisch laut. Einige Fahrer experimentieren mit anderen Kettenschleifern, andere sagen die Geräusche verschwinden, wenn auf O- oder X-Ringkette gewechselt wird. Geht´s insgesamt wirklich nicht besser?
Ich werde da hellhörig, wenn mir jemand sagt, dass Kette schmieren nur noch alle 2500 km nötig sein soll. HKS Motorrad-Technik Czech verspricht genau das. Das Kettenfett HKS extrem soll außerdem abschleuderfest sein und durch den im Vergleich zu anderen Kettensprays dickeren Schmierfilm geräusch- und ruckdämpfend wirken. Bei den vielen sonstigen positiven Eigenschaften, die der Hersteller noch auf seiner Webseite nennt, werde ich langsam skeptisch.
Verlockend klingt es dennoch, also einfach mal ausprobiert.
Anwendung:
Damit eine gebrauchte, bisher anders behandelte Kette, alle versprochenen Vorteile des HKS liefern kann, soll, so der Hersteller, die Kette erstmal gründlich gereinigt werden. Dafür bietet er entsprechende Sprays (Reiniger und Neutralisierer) an. Die "vorschriftsmäßige" Behandlung geht so:
Es wird ein bisschen schmutzig werden, also Moped korrekt aufbocken und Papier unterlegen. |
Die drei Spraydosen kommen zum Einsatz, das Fläschchen ist zum Aufträufeln (alternativ zur Spraydose).
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Zunächst mit dem Reiniger Schmutz und Fett entfernen, anschließend mit dem Neutralisierer nachbehandeln. |
Zum Schluss ist das Kettenspray an der Reihe. Sparsam sein, Glieder links und rechts einsprühen, kein Glied auslassen! |
Laut Hersteller 3-5 Minuten einwirken lassen und dann kann´s losgehen. Enduros wird empfohlen, zunächst ca. 5 km auf festem Asphalt zu fahren, damit sich der Beschichtungseffekt richtig ausbilden kann. |
In der Praxis:
Ist schon ´ne ganz schöne Sauerei, wenn man die Kette so richtig reinigt. Da sieht man mal, was so alles auf und in der Kette war. Das Unterlegen hat sich jedenfalls gelohnt. Ich bin 30 Minuten nach der Prozedur losgefahren. Der versprochene Abschleuderschutz hat bei mir versagt. Die Felge hat jedenfalls viele Spritzer abgekriegt. Lag es daran, dass ich so viel Reiniger und Neutralisierer verwendet habe? Dann dürfte das beim ersten Nachschmieren nicht mehr passieren (nach mehr als 2000 km?). Bei der zweiten und dritten Ausfahrt sind allerdings keine neuen Spritzer dazu gekommen.
Und sonst?
Ich hab´s erst gar nicht bemerkt. Ich hab´s nämlich nicht mehr gehört. Das blöde Kettengerassel ist so gut wie weg. Die Vergleichs-Alp, ihr kennt das ja schon, war wieder dabei. Geschmiert mit Teflonspray rappelt sie hinter mir her, so laut, dass sogar ich es hören kann.
Der Kettenlauf fühlt sich recht geschmeidig an. Läuft besser und leiser als bisher, meine Alp. Auf der Rückfahrt werde ich richtig gewaschen, die Wolke sah doch gar nicht so duster aus. Mal sehen, wie die Kette mit dem Regen zurecht kommt. Gut, wie es scheint. Am nächsten Tag findet sich nur ein Anflug von Rost auf der Kette. Die Kette läuft rund, wie tags zuvor. Sie fühlt sich, wie vor dem Regen auch, etwas klebrig an, nicht ölig. Da bin ich ja mal gespannt. Der Härtetest kommt am anstehenden Wochenende, acht Stunden auf Hollands sandigen und staubigen Feld- und Waldwegen. Am Ende der langen Tour ist die Kette natürlich eingestaubt, aber auch nicht mehr, als alle anderen Ketten auch. Meine Befürchtungen waren also unbegründet. Nach dem folgenden Waschgang muss ich aber dünn nachschmieren. Die 2500 km Schmierintervalle gelten wohl doch nur für die Straße. Wegen dem Abschleuderverhalten habe ich beim Hersteller nachgefragt. Der äußert die Vermutung, ich hätte zuviel Kettenschmiere (ist kein Fett, sondern ein rein synthetischer Schmierstoff) aufgebracht. Man solle sehr sparsam damit umgehen, heißt es. Scheint so zu sein, jedenfalls finde ich keine HKS-Spritzer auf meiner Felge nach dem Nachschmieren und der darauf folgenden Alp-Runde.
Pros:
+ geschmeidiger Kettenlauf
+ wirksame Geräuschdämpfung
+ relativ wasserfest
+ prima Abschleuderverhalten
+ sparsam in der Anwendung
Cons:
- versprochene Schmierintervalle bei Enduros nicht möglich
- kostet ein bisschen mehr
BetaBikes.de Meinung:
Himmlische Ruhe bei der Alp 200, geschmeidiger Kettenlauf bei allen Motorrädern, das sind schon mal zwei Pfunde, die das HKS extrem in die Waagschale legt. Die Wasserfestigkeit scheut keinen Vergleich und das Abschleuderverhalten ist bei sparsamer und dennoch ausreichender Verwendung prima (umso besser, da hält die Dose länger). Die versprochenen Schmierintervalle müssen über einen längeren Zeitraum verfolgt werden, sind aber bei Enduros mit entsprechend häufigem Waschbedarf nicht einzuhalten. Auch wenn ich weiterhin schmieren muss, ein wirklich gutes Kettenspray.
Empfehlenswert!
Preis:
16,60 EUR/ 300 ml Spraydose HKS extrem
8,85 EUR/ 100 ml Aufträufler HKS extrem
25,30 EUR/ 500 ml Vorratsdose incl. Aufträufler HKS extrem
15,40 EUR für das Set aus Reiniger und Neutralisierer
Bezugsquellen: HKS-GGV gibt es nur im Motorradfachhandel. Den besten Überblick, wo es die HKS-Produkte gibt, liefert die Webseite des Herstellers.