Hallo zusammen,
ich habe ja von Euch schon einiges an Feedback zu meinen Anfragen hier gekriegt. Danke nochmal dafür.
Jetzt hatte ich mal Gelegenheit die 350 und 390 für ca 30 Minuten im Wald zu fahren.
Meine subjektiven Eindrücke und mein Fazit möchte ich Euch somit auch nicht vorenthalten.
Angefangen hatte ich mit der 350, da ich im Vorfeld schon fast sicher war dass die 390 mehr zu mir passen würde. Tja lest selbst…
350 RR Racing My21:
Schon beim Starten fallen mir 2 Sachen auf.
- Das «orgeln» geht etwas länger als bei den Österreichern, aber ist nicht weiter tragisch
- Der Auspuffsound ist …sagen wir mal so: kernig-bassig…naja italiener wisssen halt wie man Gesetze grosszügig interpretiert. Könnte von mir aus heutzutage gerne dezenter sein aber ok
Also erst mal aufsteigen.
- Die Ergonomie scheint für mich (188cm, 85kg netto) gut zu passen. Tiptop!
- Der Sitz ist recht straff im Vergleich zu den Össis…mal sehen wie das auf Dauer funktioniert. Seatconcepts bietet ja Alternativen falls nötig
Dann Gang rein und easy losfahren…Der Motor scheint mir etwas rauher zu laufen als ich das von den orangenen kenne. Aber die Vibrationen halten sich in Grenzen…daran gewöhnt man sich. Die ersten 2-3km geht es eine Bergstrasse hoch Richtung Wald. Schon da gibt’s den ersten Aha Effekt: Wie 350er? Gefühlt hätte ich auf mehr Hubraum getippt…Zudem ist die Gasannahme schön smooth. In allen Gängen. Während ich sogar bei einer getesteten 450 EXC-F von 2017 schon mal den 7. Gang gesucht habe , passiert mir das mit der Beta nicht ein einziges mal. So langsam kommt Euphorie auf die ich so nicht erwartet hatte.
Dann im Wald einen kleinen 100m langen geschlängelten «Singletrail» entdeckt. Mensch Wahnsinn wie handlich die 350er ist. Alles im 3.Gang auf Zug. Mit meiner SWM wäre ich da längst nicht so flüssig durch. Etwas später ein kleiner 1m hoher Kieshügel am Wegesrand. Ganz locker ohne Stress einfach «darübergerollt». Oh ich bin ja immer noch im 3. Gang. Erstaunen macht sich breit und die Mundwinkel und Ohrläppchen sind kurz danach nur noch Millimeter voneinander entfernt.
Im Laub verstekte Steine und quer liegende Äste schluckt die KYB Gabel sehr sanft. Zwei aufeinander folgende Löcher mit 30-40cm Tiefe vermag es gut wegzustecken. OK beim zweiten ist sie mir ausgeploppt…der Fahrer war nicht ganz bereit und immer noch im 3. Gang (Zwischenfrage: wozu sind eigentlich die anderen Gänge?).
Ein letzter Test noch bevor es auf die 390 geht: ganz kleine Steigung auf dem Schotterweg, vielleicht max 5%. Welcher Gang geht da im Standgas dahintuckern ohne ruckeln? Naja sagen wir so…den 4. hab ich dann gar nicht mehr probiert….
Was mir sonst noch aufgefallen ist:
Obwohl der Waldboden teils erdig und feucht war, hatte ich kaum die Kupplung zur Hilfe nehmen müssen. Die Leistung war sehr gut kontrollierbar. Weder zu viel noch zu wenig. Einen Unterschied im Wolkenmapping konnte ich jetzt nicht sehr deutlich feststellen. Trotzdem könnte das bei wirklich rutschigem Gelände oder bei den grösseren Hubräumen eine feine Sache sein.
390 RR Std My22:
Startverhalten und Ergonomie sind gleich wie vorhin. Aber schon beim losfahren und die Bergstrasse hoch merke ich dass deutlich stärkere Drehmoment. Vom Charakter her quasi gleich wie meine SWM nur etwas sanfter. Mmmmh…aber will ich eine SWM light? Ok, weiter und die gleichen Sachen im Wald fahren.
Generell merke ich dass die 390 eher einen Gang tiefer gefahren werden muss als die 350 für die gleiche Passage. Der Singletrail geht noch ganz ok. Aber beim Kieshügel merke ich schon deutlich den Unterschied. Statt easy 3. Gang brauche ich den 2. Mit minimem Kupplungseingriff. Da merke ich schon dass mehr Arbeit gefordert wird und der Puls gleich etwas schneller geht. Auch die steinige Sektion…es geht alles etwas weniger leicht von der Hand. Es ist deutlich mehr Kupplungseinsatz gefordert weil einfach das drehmoment ab Standgas schon deutlich ein höheres Niveau hat. Für einen Bären von Fahrer sicher ideal. Aber mir war das noch zu nah an der 500er SWM die mich im technischen auf Dauer schon eher kaputt macht (ok ich sie aber auch wie die Kratzer etc zeigen…)
Dann habe ich mal das Wolkenmapping genommen und bin den Rest gefahren. War ok aber auch nicht mehr.
Dann auf dem Feldweg etwas geschlängel über die Graskanten und Fahrspuren. Irgendwie geht das nicht ganz so quirlig wie bei der 350. Liegt es evtl auch an der Gabel? Ich kann es nicht genau sagen. Aber bei dem «Doppelloch» von vorhin braucht es meinem Empfinden nach schon etwas mehr Aufmerksamkeit. Ich denke die KYB wird meine favorisierte Gabel sein. Zumal ich an der OC in der SWM ja schon nichts auszusetzen hatte.
Den Abschluss «Traktortest» hat dann das Urteil besiegelt. Die kleine Steigung ging bestenfalls im 2. Gang, am Ende mit etwas Kupplungseinsatz.
Klar könnte man mit der Übersetzung was machen.
Aber für mich war die 350 einfach das spassigere und energieschonendere Gefährt für diese Endurorunde. Und da ich erst eine Woche vorher mit der SWM in Ligurien war (Singletrails, MTB Tracks, etc) war mir klar dass für mein Einsatzgebiet die 350 RR Racing die perfekte Wahl sein müsste. Für «offeneres» Gelände habe ich ja (aktuell ) noch die SWM 500. Am Nachmittag beim Endurokurs mit der SWM habe ich mich heimlich dann schon nach einer Beta gesehnt. Da waren Aufstiege drin bei welchen ich nicht den Mut hatte diese mit dem Panzer anzugehen da am Ende noch eine fiese steile Kante drin war. Mit einer 350er hätte ich da viel mehr Zuversicht gehabt. Klar ist eine Kopfsache. Allerdings habe ich in der Vergangenheit schon gemerkt dass es auch essentiell fürs Selbstvertrauen ist wenn man weiss ob das Material dich da smooth hochziehen kann oder ob es dich im Rückwärtssalto erschlägt weil ich die enorme Power nicht richtig auf den Boden kriege.
Alles in allem also eine mega aufschlussreiche Probefahrt deren Ausgang ich so definitiv nicht erwartet hatte. Und irgendwie verliebt bin ich jetz auch…
Mist, wenn das meine Frau liest…
Wer bis hier gelesen hat ohne weiter zu klicken…Respekt! Der hat es sich jetzt auch verdient sich auf seine Beta zu schwingen
…ich muss noch warten…