Was schönes gefunden über die Zontes T 310
Wer die Marke Zontes nicht auf dem Zettel hat, verpasst definitiv etwas. Im Lauf unserer Testfahrten mit dem Modell T310 der Chinesen, einer adrett gezeichneten, in vollem Adventure-Gepränge vorfahrenden Reise-Enduro, erlebten wir ein Fahrzeug, das fürs Geld ganz viel zu bieten hat, vor allem sauber und schnell fährt, dazu noch tadellos verarbeitet ist. Eine Kampfansage an die etablierten Markenhersteller.
Die Tatsache, dass der Hersteller Betamotor mit seinem Vertriebszweig Distribike angetreten ist, Zontes europa- und deutschlandweit Geltung und Stückzahlen zu verschaffen, ist für sich gesehen schon eine Art Qualitäts-Beleg. Denn die Italiener, die das Zontes-Portfolio aktuell sehr ausführlich auf der Motorradmesse EICMA in Mailand (bis 10. November) präsentieren, sind bekannt dafür, als ambitionierter Nischen-Fertiger insbesondere für das hoch anspruchsvolle Offroad-Sportsegment ganz genau hinzugucken, wenn es um die Güte der eigenen Produkte geht – mehrfacher Trial- und Enduro-Weltmeister wird man eben nicht von ungefähr.
Die T310 des jungen chinesischen Zweiradherstellers Zontes, die sich die technische Basis mit mehreren Geschwistern (Naked Bike R310, vollverkleideter Sporttourer X310, Cruiser V310) teilt, strahlt die stringente Qualitäts-Philosophie des Importeurs zweifellos aus jedem einzelnen Spaltmaß aus. Die verwendeten Werkstoffe wirken edel, Lackierung, Schweißnähte und die Verarbeitung der sehr hochwertig anmutenden Anbauteile gelingen eindrucksvoll, das moderne, zackige Design schmeichelt dem Auge. Die vielen Schalter links und rechts am Lenker sowie die bildschön eloxierten, verstellbaren Hebel für Kupplung und Bremse huldigen den Ergonomiebedürfnissen und den Koordinationsfähigkeiten des Benutzers formvollendet. Wir lehnen uns kaum aus dem Fenster, wenn wir die Zontes in der Testkategorie „Bedienung und Bedienelemente“ zur Benchmark ihrer Hubraumklasse erheben. Alleinstellungsmerkmale in diesem Segment sind zweifellos auch das schlüssellose Starten, eine elektrisch verstellbare Frontscheibe sowie ebenfalls elektrisch zu verriegelnde Tankklappe und Sitzbank.
Munteres Motörchen
Der Motor der T310 unterstreicht die Qualitätsanmutung. Der flüssigkeitsgekühlte, druckumlaufgeschmierte 312-Kubik-Einzylinder, der sein zündfähiges Gemisch über eine Delphi-Einspritzung erhält, verzichtet erstaunlicherweise auf die für diesen Aggregats-Typus typischen Vibrationen. Zusätzlich ist die Lenkeraufnahme noch großzügig in Gummi gepuffert, um auch das letzte feine Schütteln zu neutralisieren. Jedenfalls läuft das kompakte Motörchen auch im Schiebebetrieb tadellos rund und ohne jedes Ruckeln, liefert seine 26 kW (35 PS) in geschmeidiger Entfaltung aus – mit einem klaren Peak irgendwo zwischen 9.000 und 11.000 Umdrehungen. Wer den Motor über das butterweich, ohne jedes Klacken und über ultrakurze Schaltwege zu bedienende Sechsgang-Getriebe in diesem Korridor hält, erntet nicht nur eine saubere Performance und ordentlich Zug am 17-zolligen 160er-Hinterrad, sondern wird auch mit einem kernigen Sound aus der kompakten Doppeltüte belohnt, die als Endschalldämpfer fungiert.
Keine Blöße gibt sich die T310 in der Disziplin Verzögerung. Das von einem Bosch-ABS unterstützte Einscheibensystem an der Front erfordert geringe Handkraft, ist sauber dosierbar, das ABS greift nicht allzu früh ins Geschehen ein – ein insgesamt sehr stimmig wirkendes Konstrukt. Wenn Zontes und sein Reifenlieferant CST den beim Umlegen eine Spur hölzern wirkenden Serienreifen nun noch etwas Feinschliff angedeihen lassen, wird die Sache im wahrsten Wortsinne vollends rund.
Und wem würden wir die Zontes T310 nun empfehlen?
Ganz klar ist die vollgetankt 168 Kilo leichte Reiseenduro, die trotz mächtig wirkender Silhouette eine sehr moderate Sitzhöhe von 830 Millimetern bietet, ein gutes Motorrad für Einsteiger – gerade weil sie so leicht zu bedienen ist und nie überfordert. Auch Bikerinnen dürften der feinen Optik und dem leichten Zugang, den die Zontes offeriert, gerne erliegen. Und selbst altgediente Hasen, die ein leichtes, lückenlos ausgestattetes Zweitmotorrad für den Weg zur Arbeit oder ins Freibad suchen, könnten anbeißen. Die unverbindliche Preisempfehlung des Importeurs von überaus schlanken 4.990 Euro (zzgl. 256 Euro Fracht) sollte in jedem Falle ein zugkräftiges Argument sein. Mehr derart gutes Bike bekommt man für dieses Geld anderswo schwerlich.