… hier in Ungarn ist Beta nun auf dem Vormarsch!
Seit vorgestern hat meine Alp 200 ein ungarisches Kennzeichen! Ich hatte das Motorrad Ende letzten Jahres in Österreich gekauft und mit dem Anhänger zu mir nach Ungarn transportiert. Beim Händler habe ich die österreichische Mehrwertsteuer (20%) und die NoVa (5%) bezahlt. Die Anmeldung des Fahrzeugs in Ungarn sollte eigentlich kein Problem sein. Lediglich die Differenz zur ungarischen Mehrwertsteuer (27%) müsste ich wohl noch bezahlen und mir später die NoVa vom österreichischen Finanzamt zurück erstatten lassen. Das dachte ich. Aber womit fangen die meisten Fehler an: mit „ich habe gedacht“.
Ein ungarischer Bekannter hatte sich bereit erklärt, mir bei den Anmeldeformalitäten zu helfen, da meine Ungarisch-Kenntnisse hierfür nicht ausgereicht hätten. Er teilte mir dann zuerst einmal mit, dass die ungarischen Behörden die volle Mehrwertsteuer haben wollen, das war der erste Schock. Außerdem muss eine TÜV-Abnahme in der 70 km entfernten Komitatshauptstadt erfolgen (für ein Neufahrzeug!!!), der zweite Schock. Der früheste Termin für die TÜV-Untersuchung eines Neufahrzeuges war in über 2 (in Worten: zwei) Monaten erhältlich, Schock Nummer drei.
Ich habe mich dann erst einmal mit dem österreichischen Händler in Verbindung gesetzt. Er konnte auch nicht verstehen, was die ungarischen Behörden da abziehen, war aber sehr hilfsbereit (vielen Dank dafür). Er schickte mir eine Rechnung ohne Mehrwertsteuer, die ich beim ungarischen Zoll vorlegte und darauf dann 27% Mehrwertsteuer bezahlte. Hinzu kam noch die sogenannte Registrationssteuer über die sich die Experten immer noch streiten, ob die überhaupt rechtens ist.
Bevor ich beim Zoll war musste jedoch zuerst die TÜV-Prüfung erfolgen. Sollte auch eigentlich kein Problem sein bei einem Neufahrzeug. Ich schob das Motorrad also in die Prüfhalle, mich schob man hinaus und die Tür wurde geschlossen. So stand ich nun da und wartete, wartete und wartete. Irgendwann kam einer der Prüfer heraus (nein, nicht wegen mir), den ich kurzerhand fragte, warum es so lange dauert. Immerhin waren schon fast zwei Stunden vergangen. Er war sehr freundlich und erklärte mir das Problem. Man warte noch auf eine Antwort aus Budapest. Eine Beta Alp 200 gäbe es nämlich nicht im System und man wisse daher im Moment nicht weiter. Es könne also noch eine Viertelstunde, vielleicht aber auch 3 oder 4 Stunden dauern. Na klasse, dachte ich. Zum Glück bekam ich das Motorrad aber schon nach einer halben Stunde mit erfolgreicher Prüfung wieder ausgehändigt. Wahrscheinlich wurde es ins System aufgenommen und konnte danach geprüft werden. Es erfolgte in einem Nebengebäude dann noch eine Begutachtung des Fahrzeugs, bei der das Motorrad von allen Seiten photographiert wurde. Alles war natürlich mit sehr viel Papierkram verbunden.
Ich muss noch einmal auf den Zoll zu sprechen kommen. Das erste, was der Zollbeamte sah, war das Fehlen eines Stempels auf einem der Papiere. Also nochmal die 5 km zurück zum TÜV und den Stempel holen. Zur Bezahlung der Registrationssteuer und der Mehrwertsteuer teilte man mir mit, dass es sich hier um zwei verschiedene Ämter handelt, an die das Geld geht. Die Registrationssteuer musste ich mit Karte bezahlen, bar ging nicht. Für die Bezahlung der Mehrwertsteuer bekam ich einen Zahlschein, mit dem ich zur Post musste, um ihn dort zu bezahlen, anders geht das nicht. Von der Post (war natürlich auch wieder ein Stück zu fahren) ging es wieder zurück zum Zoll.
So weit so gut, aber angemeldet war meine Alp immer noch nicht. Das erledigte – es war mittlerweile Nachmittag – mein Bekannter in der Zulassungsstelle in der Nähe unseres Wohnortes. Gegen Abend brachte er mir endlich das heiß ersehnte Kennzeichen und den KFZ-Schein. Eine Versicherung hatte er online zwischenzeitlich auch schon abgeschlossen. Als KFZ-Brief fungiert übrigens eine kleine Plastikkarte, die einem später per Einschreiben geschickt wird.
Am nächsten Tag habe ich natürlich eine erste Fahrt mit der Beta gemacht (die Begeisterung ist unbeschreiblich) und meinen Bekannten und Freunden im Dorf voller Stolz mein neues Kennzeichen gezeigt. So könnte die Geschichte nun enden, aber …
Ich war gerade im Dorf als das Telefon klingelte. Es war mein Bekannter, der mir bei der Zulassung geholfen hat. Die Versicherung hatte sich bei ihm gemeldet, weil das Kennzeichen nicht mit den Fahrzeugpapieren übereinstimmt. Was war passiert? Der Schilderladen hat wohl ein falsches Kennzeichen herausgegeben. Also kam mein Bekannter zu mir und holte das falsche Kennzeichen ab.
Nun sitze ich hier und warte auf seinen Anruf und er mir mitteilt, dass ich das richtige Kennzeichen abholen kann. Es war ein langer Weg, aber nun ist es – hoffentlich - bald geschafft. Ich bekomme vom Händler die österreichische Mehrwertsteuer und die NoVa zurück und dann war’s das. Es wäre einfacher gewesen, das Motorrad sofort ohne Mehrwertsteuer in Österreich zu kaufen, aber hinterher ist man immer schlauer.
Aber: Wenn ich das alles richtig verstanden habe, dann ist meine Alp 200 die erste, die in Ungarn offiziell für den Straßenverkehr zugelassen wurde. Wenn das nichts ist!