Fahrtag 3
Es standen nochmals 100 km mit Tankpause an. Wetter sah sehr gut aus, die Sonne lacht. Frisches Hinterrad, Luftfilter und kleiner Service war am Vorabend gemacht, ich hole noch die Navis von unserer Truppe, Wasser und Riegel in den kleinen Rucksack und mit der üblichen Stunde Verzögerung zum Startplatz in der Ortschaft. Ich hatte noch kurz drüber nachgedacht das Vorderrad zu wechseln, da mein vorne montiertes Mousse mit dem Erstausrüster Maxxis sehr hart war, das Ersatzrad mit Mitas war aber nicht weicher. Am Start wurde wieder nach Gesamtzeit sortiert und in 20 oder 30 Sekunden-Abständen gestartet. Man hat dadurch wenigstens, bis auf die schnelleren DNF-Fahrer, überwiegend gleich langsame Fahrer um sich rum. Wobei der erste steile Hang im Wald nicht lange auf sich warten lässt und alles wieder durcheinandermischt. Und es ging gleich wieder richtig zur Sache, vor allem die langen steilen Abfahrten haben mir unerwartet zugesetzt. Nach einer Stunde wurde die Strecke richtig schön flüssig. Ich war wieder auf meinen Team-Kumpel Tom getroffen und der Jochen aus Garmisch gesellte sich zu uns. Wir hatten richtig Spaß und waren wohl etwas übermotiviert an der Ausfahrt für die Shorty-Runde vorbeigeflogen. Ich hatte mir ernsthaft vorgenommen heute nur die Shorty-Runde zu fahren (halbe Strecke, 3h Strafzeit, nicht DNF) als Tom jedoch morgens erwähnt hat das er zumindest heute das Ziel sehen wollte, war das nur noch angedacht. Am Tankstopp wurde uns dann gesagt das es jetzt eh keine Möglichkeit mehr gab in die Shorty Runde zu gehen. Also was solls, lief ja gut, weiter geht’s. So schön wie das ist mit drei Leuten zu fahren (wenn man zB in einer matschigen Spurrinne unter dem Moped liegt und der Rucksack in der Fußraste hängt) so viel Zeit kostet es aber auch wenn man dauernd aufeinander warten muss. An einem Hang den wir zickzack in Rinnen hochfahren mussten, haben wir nach 10 min warten den Jochen hängen lassen müssen (man kann ihn zwar sehen, es macht aber keinen Sinn da runter zu klettern um zu helfen und dann wieder hoch) An einem sehr steilen Abhang, habe ich mich dann nach kurzem Zurufen, auch von Tom getrennt. Mir lief die Zeit weg und ich wusste nicht was noch kommen sollte. Bei der Fahrerbesprechung wurde was von einer sehr steilen Abfahrt mit Warnschild gesagt. Ich dachte die hätten wir schon hinter uns, war aber falsch gedacht, das Schild kam noch. Und die Abfahrt war sehr steil. Es rutschten, fielen und saßen einige Leute rum, einige sahen sehr verzweifelt aus, einer heulte sogar. Anfangs konnte man noch halbwegs das Moped kontrolliert schieben, dann konnte ich nur noch neben dem auf dem Kupplungsgriff liegenden Moped her rutschen und versuchen zwischen den Bäumen durchzukommen ohne das sich die Karre verkeilt. Unten war natürlich noch eine ca 1,50 m hohe senkrechte Böschung in einen Bach rein. Also Moped ausrichten und langsam damit nach unten rutschen und fallen. Zum Glück war der Bach nicht tief und mit festem Grund. Ein Österreicher stand mit Schaden an seiner KTM genau an der Stelle und musste auf den Besenwagen warten. Die ca. 30 min Arbeit an dem Steilhang hatten mich ne Menge Körner gekostet. Die Zeit wurde sehr knapp, das Ziel macht um 18.30 dicht, also gleich wieder den Wald steil hoch und weiter geht’s. Es wurde kurz etwas flüssig bevor ich an einigen kurzen steilen Auffahrten anfing grobe Fehler zu machen. Auffahrten die man in Schweinfurt oder Bilstain locker fährt, werden plötzlich unfahrbar. Man lässt das Moped schnalzen, die Karre verkeilt sich natürlich doof, der rechte Kühlerflügel reist halb ab, man muss das Moped kräfteraubend rumzerren und bergen. Es kommt leichte Verzweiflung auf. Dann kommt nochmal ein großes Matschloch und ein sehr steiler Hang von dem man das obere Ende nicht sehen kann, da soll das Ziel sein, das Navi sagt was von 400-500 Meter, ich fahre mich im Matsch fest, muss nochmal durch den Matsch zurück, das Ziel dürfte gleich zu sein, ich versuche ne kleine Umfahrung, habe Angst zu weit von der Strecke ab zu kommen, überall nur steile Schluchten und dichtes Unterholz, Dornen in den Fingern, Trinkrucksack wird leer, es sind keine anderen Motoren mehr zu hören, mein E-Starter hängt, ich bin irgendwie oben, fahre Richtung Zielbogen in dem bereits keine Luft mehr drinnen ist.
D. N. F.
Es ist 18.48 Uhr, 18 min zu spät. Es gibt auch keine Wurst mehr, ich kann nur noch niedergeschlagen mein Navi abgeben und mich zum Panorama Zeltplatz zurückschleppen. Dort stelle ich aber mit etwas besserer Laune fest, daß es einige von unserer Truppe noch nicht mal bis zum Ziel geschafft haben. Tom und Jochen sind auch einen bzw. 2 CP´s vor dem Ziel schon wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen worden. Also, zumindest bis ins Ziel gekommen, morgen kann es nur noch besser werden (redet man sich zumindest ein) Nach 7h50min auf dem Moped hat man entsprechend wenig Lust noch am Moped zu schrauben, muss aber sein. Hinterrad gewechselt, auch wenn da ein 48er statt dem gewohnten 49er Kettenblatt drauf ist, Tankflügel wieder rangefummelt, Lufi gewechselt (das war tatsächlich mal nötig) Starterknopf gereinigt, getankt, bissi Dreck abgekratzt, Gabel entlüftet und Rucksack gefüllt. Ich gönne mir zum Abendessen vom Grill sogar ne Dose Apfelwein, gehe früh und wieder ungeduscht ins Bett. Die Hunde bellen, es ziehen dunkle Gestalten um die Wohnwagen, der Körper schmerzt, die blauen Flecken haben weitere blaue flecken bekommen, Magnesium verhindern Muskelkrämpfe, der Schlaf kommt ….