Neue Sohlen für die Alp 200
Serienmäßig zieht Beta auf die Alpmodelle gerne Reifen von Pirelli auf. Da taucht doch auch im Forum schnell mal die Frage auf, ob diese Marke das Nonplusultra für die Alps darstellt, oder ob es sinnvolle Alternativen gibt. Für die Alp 200 habe ich mich deswegen einmal in deutschen Landen umgeschaut und den Heidenau K 67 in den Dimensionen 2.75 - 21 M/C 45P TT und 4.00 - 18 M/C 64T TT geordert. Der Hersteller schreibt auf seiner eigenen Webpage, dass der Reifen sich durch seine Optik hervorragend für den Einsatz auf klassischen Motorrädern und für Scramblerumbauten eigne. Das mag sein, dürfte aber grundsätzlich eher nicht dafür sorgen, dass Endurofahrer aktueller Modelle sich für diesen Reifensatz interessieren.
Mich hat es nicht abgeschreckt, ist doch die Reifenflanke mit „Trial“ beschriftet und das klingt durchaus passend für die Ausrichtung der Alp 200. Im Piemont und in Ligurien sollen die deutschen Reifen auf Asphalt und vor allen Dingen offroad zeigen, was in ihnen steckt.
Wer kann montiert die laufrichtungsgebundenen Reifen selbst, ansonsten ist das vom örtlichen Reifenhändler ruckzuck erledigt. Ich habe es selbst gemacht und dabei die Wuchtgewichte am Vorderrad unverändert dort gelassen, wo sie beim Auswuchten der Serienreifen gesetzt waren und zwar genau gegenüber dem Reifenhalter, der für die Unwucht am Alp-Vorderrad hauptsächlich verantwortlich ist. Die erste Überraschung gibt es schon vor dem ersten gefahrenen Meter. Alp-Fahrer wünschen sich hin und wieder eine auf Diät gesetzte 200er. Mit den Heidenauern kann man ganz einfach erstaunliche 2,4 kg im Vergleich zu den serienmäßigen MT43 von Pirelli abspecken, wohlgemerkt 2,4 kg weniger ungefederte Masse! Das ist prima, doch geht das auf Kosten der Halt- und Belastbarkeit? Schaun wir mal, die Profiltiefe entspricht jedenfalls bis auf wenige Zehntelmillimeter der der Pirellis (Heidenau K67 v/h 7,3/11,4 mm - Pirelli MT43 v/h 7,7/11,2 mm).
Auf kleinen italienischen Landstraßen mit gutem Asphalt geht´s auf Jungfernfahrt. Die Alp fühlt sich tatsächlich leichter und noch handlicher an. Die Restunwucht, die beim Pirelli trotz elektronischem Auswuchten spürbar war, ist fast ganz verschwunden. Weicher und ruhiger läuft sie geradeaus und baut in schräg genommenen Kurven hohes Vertrauen durch ihr Haftvermögen auf. Der Reifenluftdruck ist dabei auf den im Gelände als richtig erwarteten Wert von 0,8 bar vorne und hinten eingestellt. Auf schlechter werdendem Asphalt Richtung Monte Jafferau machen sich die verringerten ungefederten Massen erneut positiv bemerkbar, die Alp 200 wirkt weniger bockig und lässt sich prima dirigieren.
Kurz darauf geht´s endlich richtig los. Das Asphaltband endet und auf festem Erdboden mit vielen Steinen, Wurzeln und von Geländewagen ausgefahrenen Riefen führt die Strecke Richtung Gipfel. Locker und leicht klettert die Alp bergan. Die Reifen haben fast immer ausreichend Grip, ein durchdrehendes Hinterrad ist selten. Der Luftdruck stimmt und sorgt für guten Halt auf Baumwurzeln und Steinkanten. Beim Verlassen der Baumgrenze wird der Untergrund schroffer und noch steiniger. Die weichere und niedrigere Karkasse im Vergleich zum Pirelli ist spürbar, bei angemessenem Tempo schlägt aber auch mit 0,8 bar Luftdruck nichts durch.
In den nächsten Tagen bestätigt sich der positive Gesamteindruck der Reifen aus Heidenau in Ligurien auch auf Wiesen- und Waldwegen. Handling und Haftung sorgen für ein hohes Fahrvergnügen und bieten keinerlei Anlass zu Kritik. Auf der ligurischen Grenzkammstraße wird auf besonders felsigen Passagen testweise der Luftdruck bei höherem Tempo auf 1,0 bar erhöht. Das verringert die Durchschlaggefahr, macht aber die Alp doch eher unruhig. Das Fahrwerk der Alp ist bei dem höheren Tempo auf dieser Art von Untergrund überfordert. Also lieber den Luftdruck wieder abgesenkt und die Geschwindigkeit auf Endurowandern eingestellt und schon passt wieder alles. Besonders knifflige, steile und enge Singletrails nimmt die Alp locker sowohl bergauf als auch bergab, auch hier kommt mir das Handling mit den Reifen sehr entgegen.
Am Ende des BetaBikes-Checks bin ich insgesamt 600 km mit den Heidenau K67 unterwegs gewesen. Auf 480 Kilometern offroad habe ich die deutschen Reifen genauso genossen, wie auf dem übrigen Asphaltband. Es gab trotz der recht anspruchsvollen Strecke keinerlei technischen Schaden. Die Sichtprüfung ergibt ein einwandfreies Erscheinungsbild. Das Restprofil von 6,5 mm vorne und 10,3 mm hinten lassen auf viele weitere unterhaltsame Runden schließen. Um das Paket rund zu machen, waren während der gesamten Testrunde die passenden Schläuche von Heidenau montiert.
Pros:
- geringes Gewicht
- super handlich und leichtfüßig
- stabiles Fahrverhalten auf Asphalt
- vibrationsarmes Fahrgefühl
- gute Traktion im Gelände
- Verschleiß
Cons:
- zu niedrige und weiche Karkasse für Luftdrücke unter 0,8 bar
- durch die niedrigen Reifenflanken steht die Alp aufrechter auf dem Seitenständer, aufpassen beim Abstellen
BetaBikes.de Meinung:
Zu einem Marktpreis von knapp über 100,- Euro pro Satz ist der K67 eine echte Alternative zu der Serienbereifung auf der Alp 200. Der deutsche Reifen hat auf der anspruchsvollen Testrunde beim Wandern und auf der Straße keine Schwächen gezeigt und mit seinem niedrigen Gewicht für einen außerordentlich hohen Spaßfaktor gesorgt. Zum harten Trialen ist er aufgrund seiner geringen Höhe weniger geeignet.
Sehr empfehlenswert
Bezugsquellen: Reifenhandel
Hersteller: Reifenwerk Heidenau GmbH & Co. KG, Hauptstraße 44, 01809 Heidenau
Andere verfügbare Reifengrößen: 3.25 - 19 M/C 54T TT
Die gecheckten Reifengrößen passen auf verschiedene Motorradmodelle von Beta. Die gemachten Aussagen könnten sich auf anderen Modellen relativieren.