Langeweile? mit der ALP?? Wie soll denn das gehen????
# 3 Wie und warum ich bei meiner ALP blieb
Also die Haldenfahrten musste ich an dem Zeitpunkt einschränken, an dem das Generve zu groß und die Zäune zu hoch wurden. Natürlich war ich auch davor, immer mal wieder im Sauerland unterwegs und probierte dort Wege die man eigentlich hätte meiden sollen. Schön war es trotzdem. Jedes Mal! Dabei war die Kleine so langsam auch wieder nicht. In der Stadt sowieso nicht. Aber auch Landstraßen lassen sich –nennen wir es zügig- befahren. Um ein wenig mehr Komfort zu haben und die kleine an veränderte Beladungszustände anpassen zu können wurde bei Wilbers ein darauf abgestimmtes Federbein mit Handrad für die Federvorspannung eingebaut. Und er Unterschied?
Zwei Jahre zuvor.
– Ich hatte meine Liebste zu einer kleinen Probefahrt eingeladen als ich die ALP „neu“ erstanden hatte. Mai, Sonne, alles hätte so schön sein können. Na gut, die Sitzbank war schon recht kurz für 2 Personen. Wir waren ja BMW gewohnt. Ich musste nach vorne rücken. Apropos Rücken: meine Liebste wurde mit jedem Schlagloch, Gulli, oder straßenbaulichen Unterlassungen in Form nicht geheilter Frostausbrüche, entsprechend der Tiefe oder Höhe der Verwerfungen gestaucht oder hinaufgeworfen. Dass, was man Federn nennt (der Begriff hat so was angenehm, leichtes, schwebendes), fand nicht statt. Nach 2 Pausen und 15 Km, waren wir beide froh die „Probefahrt“ (Urteil: kaum bestanden) beenden zu können, waren aber nicht sicher, ob langfristige Rückenprobleme auszuschließen seien. Die kurzfristen Verstimmungen zwischen uns, die durch das ständige „kannste ma nach hinten rutschen“ von mir, bzw, „kannse nich mal um die Löcher da herumfahren“, oder, “was ist denn das da für ein Geräusch“ (Kette), „muss das so klingen?“ (Bremse hinten und vorne), waren schnell aus der Welt. Hatte doch das leise Motor- und Auspuff Geräusch, die nicht schlechte Sitzposition (Abstand von Sitz zu Fußrasten) die Wendigkeit und das klassisch-putzige Aussehen, sowie tröstende Worte meinerseits („kann man ändern..., wird noch gemacht..., baue ich um...“) zu einem kleinen Polster an Pluspunkten auf dem Prüfungskonto geführt.-
Klar war also spätestens jetzt: sollte es eine Zukunft zu Dritt geben, musste was geschehen: Also Wilbers! Ach ja der Unterschied: Vor einigen Jahren besuchten wir einen Freund in Südfrankreich am Lac de Serre Poncon und machten von dort eine Tour zum Pass „Parpaillon“. Mit meiner ungeübten Beifahrerin in unbekanntes Gelände. Pisten und Wefe, Hochgebirge, vorbei an schnaubenden Bullen (die mit den Hörnern). Na gut, ich will nicht übertreiben. Den Bullen mit ihren Familien (s.o.) wich ich mit einem Ritt über eine Feuchtwiese und leichten Trialeinlagen großräumig aus, - ohne Sozia, die musste laufen.
Die eigentliche Passhöhe auf ca. 2.643m, erreicht man nach der Durchfahrt eines ca. 500 m langen Tunnels, der von der West- zur Ostseite den Berg durchquert. Soweit die Beschreibung. Das Erlebnis, - dieses unbeleuchteten, engen Tunnels, dessen Natursteinboden von Wasser überspült war, (war da nicht noch Eis drunter?) mit Steinen übersät, mit Schlaglöchern wie in der Heimat gespickt, und natürlich mit einer beschlagener Brille durchfahren- ist mir ein unvergessenes Erlebnis. So wenig Licht hatte ich der Kleinen nicht zugetraut- und meiner Liebsten nicht das blinde Vertrauen, das uns in diesen Momenten einte, -ihres in mich und meines in die kleine ALP.
Unser Austritt aus dem Berg wurde durch den „Sound“ wohl schon angekündigt. 1 oder 2 KTM Biker harrten derer die da so unerschrocken durch den Berg bollerten, wohl um die Ankömmlinge in den Kreis der „echten Enduristen“ aufzunehmen. Die Blicke sagten dann doch anderes. Der Kopf wollte nicht nicken, der Mund nicht zugehen. 950er in Weltreisetrimm wurden gestartet und schnell waren wir fast alleine auf der Passhöhe. Nur eine Gruppe „deux chevaux“ (Enten) - Freunde, sozusagen- Enthusiasten- grüßten uns freundlich lächelnd. Ihnen begegneten wir später bei der Abfahrt ins Tal mehrmals, immer mit Winken und Gehüpe.
Die Abfahrt bot unvergessliche Ausblicke und war nicht nur für die Bremsen -echt heiß-. Kleinere Pausen, der Bremsen zuliebe, verstärkten das Gefühl der Großartigkeit dieser Landschaft, als dass sie uns hinderten schnell das Talende zu erreichen. Wir fuhren eher immer langsamer, schalteten den Motor aus und rollten die Piste sanft hinunter – nur vom Säuseln des Windes, von zarten Vogelstimmen und dem Quietschen der Federbeinaufnahme begleitet. –ALP, das ist dein Land–!
Wär noch Zeit gewesen, hätten wir Abseits der Piste noch kleinere Wege eingeschlagen, die sich am Talboden zwischen und in die Berge schlängelten, so aber wurde es Zeit auf normalen Straßen die Berge zurück, Richtung Camping zu umfahren. Hier werden wir dann auch den meisten Sprit von den 3,6 Litern die wir an diesem Tag verbrauchten, verfahren haben.
Ach ja: meine Befürchtungen bezüglich des Komforts für meine Liebste waren völlig unbegründet. Wohl auch, da ein „Air-Hawk“-Kissen dem verlängerten Rücken meiner Liebsten untergeschoben wurde. Obwohl von den 136 Km ca. 50 auf Pisten gefahren wurden, gab es nicht eine Beschwerde von hinten. Pisten, Pausen, Sonnenschein, unglaubliche Ausblicke. Genial! Wir 3 haben durchgehalten und seid dem schweben wir im Urlaub gerne auch über Pisten unbekannten Zielen entgegen. Einfach weil´s Spass macht!
Man sieht sich,
Gruß, von Deko