Wir sind mit unserem Problem nicht allein. Zwei KTM-Fahrer irren genauso durch das Nebellabyrinth und freuen sich, sich uns anschließen zu können.
Nur 50 Meter weiter finden wir dann auch unseren Pfad. Kaum zu erkennen, recht schmal, steil und steinig, aber Karte und GPS sind sich einig und so ist es dann auch. Die 690er und die 990er aus Österreich tun sich zunächst etwas schwer auf dem anspruchsvollen Geläuf und hängen den Betas deutlich hinterher. Alp-Malamot und admin warten auf die beiden und freuen sich anschließend, dass a) ihnen nichts passiert ist und b) dass es den 200ern kein Problem bereitet, auch beim Verlassen der Nebelsuppe die beiden Großen locker vor sich herschieben zu können. Erst als der Weg weiter unten im Wald richtig breit wird, spielen die Orangen dann doch ihren Leistungsvorteil aus.
Als LaLoos Alp auf einmal stotternd ausläuft und er vehement beteuert, heute Morgen vollgetankt angetreten zu sein, freut sich der Reservekanister auf seinen Einsatz. Jetzt kann er seinen ganzen Wert zeigen. An der Tanke in Tende findet dann, wie jeden Abend, dasselbe Spiel statt. Einer steckt die Plastikkarte in den Automaten, alle tanken. Sonst würde es ewig dauern, bis die komplette Beta-Familie ihre Fahrtüchtigkeit für den nächsten Tag sichergestellt hätte. Bei Verbräuchen zwischen 3,5 und 4,5 Litern für die Tagesetappe wird anschließend „heftig debattiert“ wer heute der größte Spritverschwender war, und ob es an einer kurzen Übersetzung, am schwerem Rucksack oder an der nervösen Gashand lag. Für rund 7 Euro hat wieder jeder einmal den ganzen Tag lang einen Riesenspaß gehabt.
Die täglichen Rituale ähneln sich. 10.00 Uhr Abfahrt, Offroadfahren und Landschaft aufsaugen, Tanken, gemeinschaftliches Abendessen in Tende und jede Menge Gefrotzel und Gelächter zwischendrin. Jeder fühlt sich wohl beim Fahren, findet seine persönlichen Grenzen, aber keiner wird überfordert.
Es gäbe noch so viel zu erzählen, von der freilaufenden Eselherde, dem 450 Meter langen unbeleuchtetem Tunnel, der Fahrt zum Meer, den kläffenden Hunden, dem steilsten aller Pfade, unserer Schlammpassage, oder, oder, oder… Man kann nicht über alles berichten, man kann es sich ja kaum merken. Zu hoch ist die andauernde Dichte an Ereignissen und Eindrücken, zu viele Späße werden in den Pausen gemacht, zu sehr ziehen Frankreich und Italien uns in ihren Bann.
Eins sei aber noch erwähnt, die Ruhe und Gelassenheit, die Willkommensbereitschaft der Menschen dort und wie sie auf uns und 10 kleine italienische Motorräder reagieren. Als Buschpilot und admin am letzten Tag, quasi zum Abschied mit ihren 200ern ganz legal eine Runde durch Tendes Gassen, die kaum breiter als ein Renault R4 sind, rollen, weht uns die Freundlichkeit erneut entgegen. Eine in einem Innenhof kartenspielende Gruppe grüßt uns genauso herzlich, wie die alte Frau, die uns mit ihrem Gehstock zur besseren Verständigung freundlich den Weg durch eine traumhafte Unterführung weist. In Deutschland hätte sie den Stock vermutlich zur Drohung erhoben.
Als wir vor der Bar des Sports unseren letzten Kaffee für diesen Urlaub trinken, und der Wirt uns wie alte Freunde begrüßt, fragen wir uns, wie lange wir wohl hier sein müssten, bis sich uns der Rückweg ins normale Leben verschließen würde.
LGKS 2013 - das hat süchtig gemacht. Wir kommen wieder, vielleicht schon 2014.
Noch mehr Bilder vom LGKS-Event gibt´s in der Galerie, guckt mal hier.