Jeder Eisenbahntunnel hat einen Sickergraben, ca. 0,8 Meter breit und bis zu 1 Meter tief, zumeist in der Mitte des Tunnels. Entfernt man das Gleisbett, kann man die Abdeckplatten erkennen und darauf gehen.
In einem Tal in meinem Bundesland, ich glaub der Ort beginnt „S“, gab (gibt?) es solch einen Tunnel. An dessen Ende sich sofort eine Brücke über die Landstraße und der angrenzenden Fluß anschloss. Der Brückenteil über das Gewässer wurde vormals abgetragen und man konnte vom Tunnelausgang über die Brücke der Landstraße gehen und direkt, aus ca. 10 Meter Höhe, in das Gewässer sehen. Bis zur Befahrung, kannte ich die Bauweise am Ende des Tunnel nicht.
Irgendwann beschloss ich, man sah ja Licht am Ende des Tunnels und man war ja zu faul den Tunnel erst mal zu Fuß zu erkunden, diesen zu befahren, was am Eingang, auf den Sickerplattenabdeckungen, einfach möglich war. Je weiter ich in den Tunnel kam, umso katastrophaler war die wackelnde 6 Volt Leuchte meiner Cota. In der Mitte angekommen, war von Beleuchtung nichts mehr bemerkbar, nur das gleißende Licht am Tunnelende wurde immer heller und heller. Was mir aber den Mut gab, noch etwas forschen zu fahren.
Nur noch 30 Meter bis zum Tunnelende, ich freute mich schon, vom gleißende Licht geblendet, ins Freie zu fahren.
Plötzlich, dass gleichmäßige Rütteln der Sickerplattenabdeckung verstummte, ein Gefühl wie bei einem Sprung - nein - wie bei einem Sturz, mit einer vollen Drehung nach vorne - ins Dunkle, ins Bodenlose.
Ich bemerkte noch, wie meine Brust mit dem Lenker kollidierte, das Helle vom Tunnelende kurzzeitig zwischen meinen Beinen war, die Cota mit laufendem Motor auf mich fiel, gleichzeitig lief mir Zweitaktbenzin über die Brust, der Rücken schmerzte, der rechte Innenschenkel wurde verdammt heiß und der Lenker drückte mir den Hals ab.
Und das Schlimmste, links und rechts von mir kein Platz - nur Wände, wie in einem Grab.
Bis ich einigermaßen wieder zur Besinnung kam wurde mir klar, ich hab mich überschlagen - aber wieso????
Und der Schenkel wurde heißer und heißer – instinktiv, ich muß hier raus.
Ich konnte mich irgendwie unter dem Motorrad befeien und stand in einem Graben - ja ich stand im Sickergraben des Tunnels?
Noch unter Schock habe ich im Graben die Cota gedreht. Über diese kletterte ich, körperlich unversehrt aus dem Graben, nur der rechte Innenschenkel hatte, was mir später erst auffiel, eine Brandblase.
Als ich einigermaßen den ersten Schock überwunden hatte ging ich in den Tunnel zurück, ich wollte ja meine Cota wieder haben.
Dabei stellte ich fest, dass die Abdecksteine des Sickergrabens, auf eine Länge von 5 Meter, fehlten. Aufgrund der Blendung, konnte ich die fehlenden Platten nicht erkennen.
Am Grunde des Flusses, konnte man die Sickerplattenabdecksteine erkennen.
Nach einer weiteren Stunde war ich bereit, die Cota aus dem Graben zu zerren, diese zurück aus dem Tunnel zu schieben und mit einer – nur – verbogenen Gabel noch bis nach Niederzissen zu fahren und mir neue Standrohre einbauen zu lassen.
Vier Sachen sind mir im Gedächtnis geblieben: Erkunde Strecken, welche nicht einsehbar sind, zu Fuß, decke Endschalldämpfer gut ab, fahre immer nur mit Licht und nie mehr in aufgelassene unbeleuchtete Tunnels.
Trebeta